Der Nachwuchs des FC St. Pauli präsentierte sich wie erwartet als Team mit schnellen, technisch starken und gut ausgebildeten Spielern. Bis zur 70. Spielminute hatten die Hanseaten das Spiel fest im Griff und führten bis dahin verdient mit 3:0. Germania kam nicht wirklich zu zwingenden Torchancen und oft wurde der Ball viel zu schnell wieder verloren. Wie sagte Sepp Herberger damals: ‚Das Spiel dauert 90. Minuten‘. Unsere Germanen gaben trotz des klaren Rückstandes nicht auf und bis zum Abpfiff noch einmal richtig Gas. Für diese tolle Moral wurden sie am Ende noch mit einem Punktgewinn belohnt.  

Gegen die Kiezkicker wartete Trainer Jan Zimmermann bei der Mannschaftsaufstellung mit einer kleinen Überraschung auf. Für Marco Schikora, der in das Mittelfeld beordert wurde, nahm der junge Dominik Behnsen die Position des Linksverteigers ein. Auch im Angriff gab es Veränderungen: für Christoph Beismann kam Kevin Schuhmacher von Beginn an zum Einsatz. Die Jongster Sebastian Baar und Torben Engelking sowie Joshua Siegert bekamen eine Pause. Wie schon gegen den TSV Havelse stand Sebastian Bönig wieder in der Startformation.

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Zum Spielverlauf: Bereits in der ersten Spielminute kam Germania zur ersten Möglichkeit. Ein Freistoß von Sebastian Bönig aus halbrechter Position fand Hendrik Weydandt in zentraler Position. Sein wuchtiger Kopfball verfehlte nur knapp das Tor der Hanseaten. Man merkte den Germanen aber schnell eine gewisse Verunsicherung an, sodaß St. Pauli sein schnelles und kombinationssicheres Spiel aufziehen konnte. Es dauerte ganze acht Minuten und die Gäste gingen nach einer Ecke von rechts durch Jacob Rasmussen per Kopf mit 1:0 in Führung. Die St. Paulianer trugen ihre gefährlichen Angriffe immer wieder über die rechte Angriffsseite vor das Tor von Germania, doch Markus Straten-Wolf konnte schlimmeres verhindert.

Nach 25 Minuten kann Behnsen nach einem weiten Einwurf Weydandt in Szene setzen, der verlängert auf den einschussbereiten Schuhmacher. Sein Schuss wird aber durch die Gästeabwehr zur Ecke abgewehrt. Diese wird im Anschluss zu kurz von den Paulianern abgewehrt. Marvin Stieler zieht aus gut 20 Metern ab, doch der Ball geht weit über das Gehäuse. Direkt im Gegenzug fällt der zweite Treffer für St. Pauli. Diesmal über linke Seite. Lennart Keßner kann sich gegen Mirko Dismer durchsetzen und seine Hereingabe braucht Jan-Marc Schneider nur noch über die Linie drücken. Kurz vor der Pause noch einmal eine Schrecksekunde für Germania. Ein langer Ball über die Germanen-Abwehr kann Schneider aufnehmen, aber sein Abschluss ist zu ungenau und landet im Toraus. Danach ging es in die Pause.

Mit Wiederanpfiff der Begegnung kam der Routinier Jan Baßler für Bönig in die Partie. Schikora rückte wieder auf die Verteidigerposition. Die erste Aktion gehörte wieder Germania. Nach einer Ecke, durch Schuhmacher getreten, kam Weydandt erneut zum Kopfball, allerdings ging dieser weit über das Gästetor. Die Germanen spielten jetzt besser auf und gingen viel aggressiver ihre Gegner an. Ein Volleyschuss von Weydandt (64.) von der Strafraumgrenze landet in den Händen Marvin Zimmermann. In der 65. Minute der zweite Wechsel bei Germania. Für Behnsen kommt Engelking in die Partie, was sich später als Glückgriff herausstellen sollte.

Doch erstmal setzte St. Pauli noch einen drauf. Eine Ecke von rechts kann Weydandt per Kopf nicht richtig klären, sodass Lennart Keßner am hinteren Pfosten leichtes Spiel hatte und den Ball zum 3:0 einnetzte (66.). Nur kurze Zeit später der dritte Wechsel beim 1. FC Germania. Joshua Siegert ersetzte im Mittelfeld den wieder viel gelaufenen Marvin Stieler (74.). Noch in der gleichen Minute fällt das erste Tor für Germania. Schuhmacher bringt einen Freistoß, fast von der rechten Eckfahne getreten, hoch vor das gegnerische Tor. Dort schraubt sich Marek Waldschmidt am höchsten in die Luft und sein Kopfball landet im Tor der Paulianer.

Das Drehbuch für die letzen zehn Minuten hätte auch Alfred Hitchcock schreiben können, denn was nun an der Ammerke ablief, war Spannung pur. Die Germanen starteten eine sehenswerte Schlussoffensive, lösten die Viererkette auf und trugen einen Angriff nach dem Anderen vor das Tor des 1. FC St. Pauli. Nach einer Ecke, wieder durch Schuhmacher getreten, kommt Jannik Oltrogge zum Abschluss, dessen Schuss allerdings zur Ecke abgewehrt. Wieder tritt Schuhmacher an und diesmal kommt der Ball zu Engelking. Sein Kopfball geht zum 2:3 (84.) Anschlusstreffer ins Netz der Kiezkicker. Und da ging noch mehr.

Der Schiedsrichter zeigt eine Nachspielzeit von drei Minuten an. Germania wirft alles in den Angriff. Der quirlige Engelking, seit seiner Einwechselung ein ständiger Unruheherd im Germanen-Angriff, wird im Strafraum der Hanseaten zu Fall gebracht. Der Unparteiische zeigt sofort auf den Punkt. Diese Chance läßt sich Siegert nicht nehmen, er verlud den Torwart und schiebt den Ball unten rechts zum viel umjubelten Ausgleich (90+2.) ein.

Durch den Punktgewinn der Germanen ergibt sich keine Veränderung an der aktuellen Tabellensituation, da der BSV Rehden sein Heimspiel gegen Drochtersen/Assel mit 2:0 gewinnen konnte. Zum aktuellen Spieltag geht es hier. Und noch etwas am Rande: gemäß der Spielordnung des NordFV, ist eine zweite Mannschaft eines Drittligisten nicht für die Regionalliga-Nord spielberechtigt. Wenn also der FC St. Pauli aus der 2. Bundesliga absteigen würde, müsste auch die Reserve die vierte Liga verlassen. Darauf sollte man jedoch nicht bauen und auf dem sportlichen Weg die Liga erhalten. Auf geht’s Germania. 

1fcgel vs FC St. Pauli II

Gerhard Wahl
November 27, 2016
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