Woran hat es gelegen, dass Germania mit dem Meister Kickers Emden und dem Tabellenzweiten TuS Bersenbrück nicht bis zuletzt mithalten konnten und am Ende auf Rang sechs gelandet ist? Trainer Antonios Agaoglou hat zwei Schuldige ausgemacht: die fehlende Konstanz sowie die Unerfahrenheit der jungen Mannschaft. Speziell in der Offensive hätten über einen längeren Zeitraum Spieler wie Tigrinho, Nico Berg und Aytugcan Kaya verletzt gefehlt, sie konnten keine zusätzlichen Akzente setzen.
Die kaum vorhandene Erfahrung von einigen Youngstern tat ihr Übriges. Für Egestorfer Verhältnisse hatte es im vergangenen Sommer einen gewaltigen Umbruch gegeben – viele Zu- und Abgänge veränderten das Gesicht der Germania. „Wir hatten viele hungrige Spieler aus tieferen Ligen hinzubekommen, so etwas braucht Zeit“, so Agaoglou. Dennoch habe das Team eine gute Saison gespielt, betont der Coach. Schließlich stand in fast jeder Partie eine Formation auf dem Platz, in der bis zu sechs Akteure unter 23 Jahren zu finden waren. Daher gehen die zwei Hauptgründe, die Agaoglou für die Platzierung im Abschlussklassement angeführt hat, durchaus Hand in Hand.
Auf der positiven Seite stand, dass sich die Egestorfer im spielerischen Bereich verbessert, gut kombiniert und viele Torchancen herausgespielt hätten. An dieser Stelle kommt aber der große Negativpunkt zum Tragen: Die Auswertung war nicht gut genug, um einen Anspruch auf die vierthöchste Spielklasse zu erheben. „Wir haben oft viel zu viel liegen lassen. Das war ein echtes Manko, was die Torausbeute anbetrifft“, sagt der Trainer.
Mit 13 Saisontreffern hat es Hannes Milan als bester Schütze der Germanen nicht in die Top Ten der Oberliga-Torjägerliste geschafft. Zum Vergleich: Der Aufsteiger aus Emden stellt die ersten drei dieses Rankings, unter den besten zehn befinden sich auch drei Bersenbrücker. Wie auch Milan hat Allrounder Emmanuel Chukwuebuka Ugoala eine sehr gute Runde gespielt, sagt Agaoglou. Die größte Entwicklung habe Fyn Ebeling hinter sich. Gleich in seiner ersten Saison nach dem Aufrücken von den A-Junioren des JFV Calenberger Land spielte er sich als Linksverteidiger fest, und das in der Oberliga. „Ich kann mich nicht erinnern, wann zuletzt ein U19-Spieler auf Anhieb Stammspieler bei uns geworden ist“, sagt der Coach.
Beim Trainingsstart am 20.06.2024 kommt ein erneut veränderter Kader auf dem Gelände in Langreder zusammen. Nicht mehr dabei sind Tobias Behnsen und Robin Nitschke, die studienbedingt gegangen sind. Auch das Urgestein Dominik Behnsen wird nicht mehr das Egestorfer Trikot tragen, sein Ziel ist unbekannt. Da sie mit ihrer Situation beziehungsweise den Einsatzminuten nicht zufrieden waren, verließen Jannis Kniepen und Ole Schöttelndreier den Verein. Der langjährige Torwart der Germania hat sich dem STK Eilvese angeschlossen.
Acht Neuzugänge darf Agaoglou mit seinem spielenden Co-Trainer Marvin Stieler begrüßen. Von Arminia Hannover wechselte Lasse Denker an den Deister. „Wir hatten ihn schon letztes Jahr auf dem Zettel. Lasse ist ein sehr schneller Offensivspieler, der nicht nur vorbereiten, sondern auch Tore erzielen kann“, sagt der Coach über den 23-Jährigen. Ähnliche Attribute hat der gleichaltrige Christoph Samow, der aus Pattensen nach Egestorf kam. „Er wurde in einem NLZ bei Holstein Kiel ausgebildet und ist ein treffsicherer Mittelfeldspieler“, sagt Agaoglou.
Vom Kreisligisten FC Springe ist Stürmer Robert Schulte neu dabei. „Wir sind von Roberts Potenzial und seinem Ehrgeiz wahnsinnig überzeugt“, sagt Sportdirektor Paul Nieber über den hoch aufgeschossenen 20-Jährigen. Außerdem rücken Keeper Jean-Luca Hacke und Marceau Kristeleit aus der Reserve auf, sowie Tim Jelinek, Luca Lohmeier und der noch an einer Schambeinentzündung laborierende Erblin Thagi aus der U19 des JFV.
Sechs Testspiele hat Agaoglou fixiert, Startschuss war am 23.06.2024 gegen den 1. FC Wunstorf, die Partie ging mit 1:2 in Berenbostel verloren. Torschütze zum 1:0 war Lasse Denker. Es folgt am 30.06.2024 (14:00 Uhr) in Lüdersfeld das Spiel gegen Werder Bremen II. Die weiteren Gegner heißen SSV Jeddeloh (05.07.2024), FC Eldagsen (13.07.2024), SC RW Maaslingen (17.07.2024) und am 23.07.2024 um 18:30 Uhr zu Hause im Stadion an der Ammerke die U23 von Hannover 96. Am Wochenende vorher tritt Germania bei der Barsinghäuser Stadtmeisterschaft als Titelverteidiger an.
Danach sollten die Germanen für eine laut Agaoglou sehr ausgeglichene und noch anspruchsvollere Oberliga bereit sein. Einen ähnlichen Alleingang wie zuletzt von den Kickers Emden werde es nicht geben, sagt er. Wie das Saisonziel lautet? „Die Mannschaft weiterentwickeln, mit und gegen den Ball“, sagt der Trainer. „Und wir wollen jedes Spiel gewinnen.“
Zieleinlauf 2023/24: Der Meister Kickers Emden steigt direkt in die Regionalliga auf. Der TuS Bersenbrück hatte als zweiter in die Relegation gegen Weiche Flensburg aus der Regionalliga das Nachsehen und muss ein weiteres Jahr in der Oberliga spielen. Die weiteren Platzierungen: 3. Atlas Delmenhorst, 4. Lupo Martini Wolfsburg, 5. VfV Hildesheim, 6. 1. FC Germania
Tabellenkeller: Arminia Hannover hat den Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen, Ramlingen/Ehlershausen muss nach vier Jahren in der Oberliga den bitteren Gang in die Landesliga antreten. Die weiteren Absteiger: Rotenburger SV, STK Eilvese und BW Bornreihe.