Antonios Agaoglou sucht keine Ausreden. „Wo wir jetzt stehen in der Tabelle, das ist verdient“, sagt der Trainer des 1. FC Germania Egestorf/Langreder, der in der Fußball-Oberliga auf Platz zwölf überwintert, nur drei Punkte von der Abstiegszone entfernt. „Das haben wir uns selbst zuzuschreiben.“ Seit Jahren geht die Elf vom Deister als Aufstiegsmitfavorit in jede Spielzeit, um die ersehnte Rückkehr in die Regionalliga anzupeilen, wo der Verein von 2016 bis 2019 viertklassig am Ball war. „Diese Saison sind aber einige Dinge zusammengekommen“, erklärt der Coach das überraschend schlechte Abschneiden in der ersten Saisonhälfte.
Am bemerkenswerten aus negativer Sicht ist die neue Heimschwäche der Egestorfer. Gleich fünf von elf Partien an der Ammerke gingen verloren. „Katastrophal. Das kann nicht unser Anspruch sein, dass wir nun auch zu Hause straucheln“, sagt Agaoglou. Die Heimstärke hätte die Germania in den vorigen Jahren im Klassement immer nach oben geschossen, so der Trainer. Das ist jetzt anders, aber nicht nur das. Mit Robin Gaida, der sich Anfang September erst auf Weltreise und dann in die Schweiz verabschiedete, verlor die Mannschaft nicht nur ihren Abwehrchef, sondern auch den Lautsprecher und Motivator Nummer eins auf dem Platz. Dass mit Emmanuel Ugoala verletzungsbedingt ein zweiter Stammspieler in der Innenverteidigung lange ausfiel, half da nicht. „Da mussten dann Spieler Verantwortung übernehmen, die sich zuvor versteckt haben“, so der Coach. Diese wichtigen Akteure zu ersetzen, erfordere Zeit. „Das aufzufangen, ist nicht so einfach.“
Ein weiterer Faktor für die maximal durchwachsenen Leistungen ist noch vor dem 1. Spieltag zu finden. Die Saisonvorbereitung sei nicht gut gewesen, sagt Agaoglou. „Das ist ambitionierter Leistungsfußball in der Oberliga. Da kann ich dann auch nicht zaubern“, sagt der Trainer, der durchscheinen lässt, dass die Beteiligung an den kraftaufbauenden und aus taktischer Sicht wertvollen Einheiten in der Frühphase der Spielzeit suboptimal gewesen ist. „Wir hätten insgesamt aber anders performen müssen für eine bessere Tabellenposition“, sagt der Coach. Die Kaderzusammenstellung ist bei der Analyse ebenfalls Thema. Nachdem Persönlichkeiten wie die Behnsen-Brüder Dominik und Tobias, Ole Schöttelndreier und Wlad Maslyakov den Club im Sommer verlassen hatten, wurden etliche Talente aus der U19 und U23 hochgezogen.
Christoph Samow, der vom Landesligisten TSV Pattensen kam, ist noch nicht angekommen, und Robert Schulte habe in der Kreisliga beim FC Springe zwar gut getroffen, muss sich aber drei Spielklassen höher noch eingewöhnen. Lediglich Lasse Denker, der von Arminia Hannover an den Deister wechselte, wurde Stammspieler. „Der hat aber nur ein Tor erzielt bislang“, so Agaoglou. Generell ist die Qualität im Abschluss ein Problem. Hannes Milan und Jos Homeier haben bislang je fünfmal getroffen, liegen damit in der Oberliga-Torschützenliste aber lediglich auf Rang 24. Chancen werden herausgespielt, aber zu selten genutzt.
Woran in der Winterpause zu arbeiten sei, ist bekannt. Zu viele einfache Fehler führten zu Gegentoren, es mangelte an der Konzentration. Überraschend gut stand die Defensive, trotz des Verlustes zweier Führungsspieler. „Es war trotzdem viel Pech dabei, viele Gegentore waren vermeidbar“, so der Coach. Von den neun Niederlagen kamen sechs mit nur einem Tor Unterschied zustande. „Auf der guten Abwehrleistung können wir aber aufbauen, da muss nur mehr Kontinuität rein“, sagt Agaoglou.
Ob Neuzugänge zu erwarten sind? „Es ist nicht einfach, in der Winterpause Spieler zu bekommen, die einen weiterbringen“, sagt der Trainer. Seiner Meinung nach werden Bastian Kamole, Yehor Melenivskyi, Ugoala und Milan in der zweiten Saisonhälfte noch mal richtig aufdrehen. „Hannes wird auf jeden Fall zweistellig treffen“, so Agaoglou. Ein Abgang steht schon fest: Myles Neumann geht zurück zur SG Königsförde. Trotz der bisherigen Punkteflaute fühlt sich Agaoglou weiterhin sicher auf dem Trainerstuhl in Egestorf. „Ich kann hier in Ruhe arbeiten“, sagt er. Klar, bei sechs Niederlagen am Stück ab Februar werde es auch für ihn eng, sagt er, aber davon sei nicht auszugehen. „Ich bin optimistisch, dass wir da unten rauskommen“, sagt der Coach.
Dass noch einmal so viel Pech zusammenkomme wie von August bis Dezember 2024, daran kann und will Agaoglou nicht glauben. Die Mannschaft des 1. FC Germania sei im Umbruch. „Die jungen Spieler sind sehr talentiert, aber sie müssen erst hineinwachsen in ihre Rollen, das braucht Zeit“, sagt er. Schritt für Schritt soll es nach oben gehen ab Februar. Erst von der Abstiegszone entfernen, und da es kein Mittelfeld gibt in der Tabelle der Oberliga 2024/2025, könnte der Blick dann sogar noch einmal nach oben gehen. In der ausgeglichenen Staffel ist diese Saison alles möglich – das gilt natürlich auch für die Egestorfer.
Vorschau: In der Halle geht es am 04.01.2025 beim FC Springe weiter. Dann steht das nächste Qualifikationsturnier auf dem Weg zum Hallen-Masters auf dem Programm. Das erste Testspiel soll am 12.01.2025 beim Bremer SV stattfinden. Die zweite Hälfte der Oberliga-Saison beginnt am 09.02.2025 mit dem Nachholspiel beim VfV Hildesheim.
Foto: Privat; Quellen: 1FCGEL und HAZ/NP (David Lidon)